Schwimmen im Roten Meer
1.
Tiefblau, wolkenlos,
blendend gelber Sand
verschmelzen zu türkis.
Korallenbänke färben
Meeresflecken rot,
geben ihm den Namen.
Warmer Wüstenwind
lässt Wellen sonnenglitzernd
an den Nacken klatschen,
trocknet auf der Zunge
kühlen Salzgeschmack,
macht das Atmen frei.
2.
Wasser, endlos viel,
und doch Wüste gleich
hinter dem Hotel:
Silhouette giftgelb
bizarr das Felsgebirge.
Hotels soweit ich seh,
dreißig Kilometer,
doch nicht einmal ein Brunnen.
Zwei Pipelines weit vom Nil
über Fels und Wüste
nicht um zu bewässern -
für Gäste dort am Pool,
dort im Korb-Schirm-Schatten!
Wer besitzt das Wasser?
Wer all die Hotels?
Institut in Frankreich
kontrolliert allein
Trinkwasser in Plastik.
3.
Weiter draußen Riffs
mit abertausend Arten
in allen Farben schillernd,
im Glasboot zu erkunden.
TV-gewöhnte Kinder
nehmen sie in Bann,
lassen Pokémons
plötzlich ganz verblassen:
quallenviolett - afrikaschwarz -
drückerfischblau - neonaugengelb -
korallenrot...
Jenseits von Fiktion,
alles lebt, ist da,
seit Jahrmillionen
ist es so geworden,
doch wie viel Jahre Zukunft?
4.
Fast oasengleich
mitten in dem Chaos
aus Dürren, Treibhaus, Gift
schwimme ich dahin.
Doch drüben an der Küste
beim Schiffbau-Tagelohn
von 40 Mark bei Hitze
klebt am Schweiß der Staub.
Mieten unerschwinglich.
Und oben an der Straße
Kinder-Straßenhändler,
Bakschischjäger überall,
"Schuhe putzen bitte?",
laden Händler freundlich
ein zu einem Tee,
kämpfen um ihr Dasein.
5.
Sandboden am Grund,
wo Cola-Dosen liegen,
weiter draußen sieht
man die Luxusjacht -
Wasser rot von Blut
aus Verzweiflungstaten,
Luxor-Bomben des Islam?
Schwarze Nacht der Mullahs?
Nein, politisch rot
wäre wohl ein Weg,
rot wie Morgensonne.
Das Wasser bliebe so
türkisgrün frisch und klar
mit seinem alten Namen
und einem neuen Sinn...
Mein Advent
Pit Bäuml, Heilbronn, 27.11.09
Advent, Advent,
die Seele brennt,
wenn sie erkennt,
wie Reichtum aufgestapelt wird,
wie Massen ausgeraubt,
dass – per Gesetz erlaubt –
global die Armut explodiert.
Advent, Advent,
die Seele brennt,
weil sie ersehnt,
dass unten sich nach oben kehrt,
dass sich aus kalter Zeit
die Menschheit selbst befreit
und abwirft, was sie lang beschwert.
Drum mein Advent
Auf Taten brennt,
denn was ersehnt –
ich schau mich weltweit um und spür:
ein wenig zögernd noch,
unübersehbar doch –
es wartet schon vor unsrer Tür.
Straßenlieder proletarisch
ein Kommentar >>>
Auf der Saar
Ostern 2004
Wo die Saar längst hinter sich
die großen Städte,
Industrie und Bergbau,
wo sie sich ruhig schlängelt
durch die Hügel
fruchtbar durch Vulkangestein,
bevor sie in die Mosel fließt,
da gehen wir an Bord.
Da zieht vorbei hoch oben
die Clause von Castell,
der alte Schinkel-Bau,
dahinter blitzt die Sonne durch,
rings dunkler Wald und steile Hänge.
Unten auf den Wellen Reflexion
glitzert Sonnenlicht zurück.
Wenden dann bei Serrig,
Weingut Würzberg, Backsteinbau,
geschwungner Giebel überm Berg,
noch stehn die Reben nackt im Wind.
An der Seite Schwäne, Angler,
Radler überholen uns,
und wieder Weinhang neben Weinhang,
beste Lagen – früher im Besitz
der reichen Klöster dort in Trier,
weiter unten an der Mosel:
feiner Tropfen
für feudale Herren,
während viele viele
hartes Leben fristen mussten.
Ihre Zeit lief ab –
Zeugnis auf dem Berg Saarburg,
wo einst herabsah
Graf von Luxemburg,
heute Aussicht für Touristen.
Und mit Saarwein stoßen an
nach der Fahrt wir kleinen Leute
auf unsre Zukunft...
Als Urlauber mitten in der Demo in London 26.3.2011 gegen sozialen Kahlschlag
Cut!
„No cuts“
fünfhunderttausendmal
der Ruf
der sich dagegen stellt
Welche Kraft
im Vergleich
zum Abgesang
der obern Labour-Mafia
die noch den Redner stellt:
„Cut?
Yes, but
Not oh so fast,
not oh so deep...“
Wer da wohl das Drehbuch schrieb?
Dagegen stolz
die Massen:
No cuts at all!
Generalstreik!
Proletarier aller Länder...
Cut CO2!
Cut the war!
Vieles fließt zusammen
Der Kessel kocht
Volk in Flammen.
Welche Kraft
sich langsam
ihrer selbst bewusst.
Doch wohin damit?
„Alternative“
steht auf Transparenten
noch als bessre Variante
des Systems -
noch manche Illusion.
Doch schon
spricht einer im Getümmel:
„Capitalism is rotten“.
I agree
Gemeinsamer Gedanke
In Britain und Germany.
Welche Kraft -
die Herrschenden laut schrein,
dass Einschnitte
ganz unvermeidlich sein,
„alternativlos“ nennen’s Merkel-Tanten,
„für Staatsfinanz und Zukunft“ –
man meint die Banken.
Grund für die Wut der Massen
die die Welt umfassen.
Die brauchen
den Schnitt an der Wurzel.
In diesem Sinn
in unserm Sinn
findet alternativlos statt:
die Lösung
ein general cut!